1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Weltweite Wirtschaftskrise
 

Musik und Film
Ähnlich handelte es sich bei neusachlicher Musik um "Gebrauchsmusik" (Paul Hindemith): Antiromantisch, nüchtern bis verspielt, klar strukturiert, vom amerikanischen Jazz beeinflusst, war sie meist geschrieben für Varieté, Kabarett, Kino und Revue, auch für musizierende Laien und für mechanische Instrumente (Walzenklavier, Orgel). Besonders berühmt wurde die "Dreigroschenoper" (1928) von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik). Im Bereich der musikalischen Massenkultur entstand der deutsche Schlager - zum Teil mit witzigen Nonsenstexten -, durch den besonders die seit 1928 auftretende Gesangsgruppe "Comedian Harmonists" ("Veronika, der Lenz ist da", "Wochenend und Sonnenschein") rasch populär wurde. Und natürlich hörte man von den Kapellen und Grammofonen in Cafés, Tanzlokalen und Nachtklubs zunehmend Jazz-Musik, tanzte man Shimmy und Charleston.
Auch im Film vollzog sich der Wandel von den düsteren Visionen und schrillen Kulissen des Expressionismus (zum Beispiel "Das Kabinett des Dr. Caligari" 1919/20 von Robert Wiene) zur Neuen Sachlichkeit. Deren wichtigster Regisseur wurde Georg Wilhelm Pabst: "Die freudlose Gasse" (1925) etwa schilderte schonungslos den moralischen Verfall von Menschen durch das Inflationselend. "Berlin, die Symphonie einer Großstadt" (1927) von Walther Ruttmann, als Bildreportage eines Tages in Berlin teilweise mit versteckter Kamera gefilmt, fing facettenreich den großstädtischen Alltag ein.
Gewissermaßen die linksradikale Variante der Kunst der Neuen Sachlichkeit verkörperte die proletarisch-revolutionäre Kunst. Sie entstand vor allem im 1928 gegründeten, KPD-nahen "Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands", der die Literaturzeitschrift "Die Linkskurve" herausgab und dem unter anderem Johannes R. Becher (später DDR-Kulturminister), Brecht, Kisch, Anna Seghers, Friedrich Wolf und Theodor Plivier angehörten. Neben plakativen Agitations- und Propagandawerken zur Verherrlichung des Kommunismus - wie beispielsweise Brechts Lehrstücke "Die Maßnahme" (1930) und "Die Mutter" (1932) - entstanden beachtliche Werke wie Seghers' Erzählung "Aufstand der Fischer von St. Barbara" (1928) oder Pliviers antimilitaristischer Roman "Der Kaiser ging, die Generäle blieben" (1932). Wolfs gegen das Abtreibungsverbot (§218) gerichtetes Stück "Cyankali" (1929, 1930 verfilmt) wurde auch von der liberalen Kritik (Kästner) gelobt. Brechts kapitalismus-kritischer Film "Kuhle Wampe" konnte erst nach Protestaktionen gegen das Verbot der Berliner Filmprüfstelle 1932 aufgeführt werden. Er wurde 1933 von den Nationalsozialisten verboten.


Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright
Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de


 
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