1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Die 68er-Bewegung und ihre Folgen
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Kleine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Die Ereignisse, auf die sich der spätere Mythos "1968" gründete, erreichten mit dem "Prager Frühling", den Pariser Mai-Unruhen und den studentischen Protesten in der Bundesrepublik im Frühjahr 1968 ihren Höhepunkt....
Autor: Manfred Görtemaker
ISBN: 3893314563

Buchauszug
Bei der Protestbewegung der sechziger Jahre handelte es sich somit nicht um
eine Rebellion aus Armut oder sozialer Benachteiligung, sondern um das Aufbegehren von Angehörigen des Bildungsbürgertums bzw. der Mittelschicht, die sich in Aktionen weniger von unmittelbaren materiellen und ökonomischen Interessen als von relativ autonomen «moralischen und ideologischen Betrachtungen» leiten ließen. Dabei erfolgte der Ausbruch der Revolte durchaus überraschend. Noch schrieb der Soziologe Ludwig von Friedeburg zum Thema Jugend: «Überall erscheint die Welt ohne Alternativen, passt man sich den jeweiligen Gegebenheiten an, ohne sich zu engagieren, und sucht sein persönliches Glück in Familienleben und Berufskarriere. In der modernen Gesellschaft bilden Studenten kaum mehr ein Ferment produktiver Unruhe. Es geht nicht mehr darum, sein Leben oder gar die Welt zu verändern, sondern deren Angebote bereitwillig aufzunehmen und sich in ihr, so wie sie nun einmal ist, angemessen und distanziert einzurichten.»
In den USA, aber ebenso in einigen westeuropäischen Ländern, wie Großbritannien und den Niederlanden, deutete allerdings bereits vieles auf ein wachsendes Unruhepotenzial unter der jungen Generation hin. So fand der Protest gegen die Langeweile und spießbürgerliche Routine der Konsumgesellschaft in den USA längst seinen Ausdruck im Rock'n Roll, der nach Ansicht der meisten Beobachter den «Beginn der Revolution» markierte. Spätestens seit 1964 gehörten Hippies - als Repräsentanten von Ungebundenheit, Freiheit, Euphorie, Ekstase und Rausch - und so genannte «Gammler» auch zum alltäglichen Bild der europäischen Metropolen.
In der Bundesrepublik setzten die Beat- und Rock-Musik sowie die Einführung der «Pille» zur Empfängnisverhütung Mitte der sechziger Jahre ebenfalls eine kulturelle und sexuelle Revolution in Gang, bei der sich die traditionellen Geschlechterrollen verwischten und der Kampf um lange Haare sowie um Jeans- und Gammel-Look sich zum «Vehikel der Emanzipation von autoritärer Kontrolle in Familie, Schule, Betrieb und Öffentlichkeit» entwickelte.
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