Druckversion
www.deutschegeschichten.de/popup/objekt.asp?OzIID=6330&ObjKatID=106&ThemaKatID=13

1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Journalseite September 2023
 

Vernichtung der Juden
Mit dem Krieg im Osten konnte Hitler seine „historische Mission“ realisieren, die Verwirklichung seiner Rassenideologie. Das bedeutete einerseits die Ausgrenzung und Vernichtung der europäischen Juden und andererseits die Schaffung eines „neuen Menschen“ durch die „Reinerhaltung der Rasse“. Der Krieg erzwang im Verständnis der Rassenideologen eine Forcierung dieser Politik einmal als Voraussetzung für kriegerische Stärke, zum anderen als innere Notwendigkeit, denn die Juden waren nach Ansicht der Antisemiten die Hauptschuldigen an der deutschen Niederlage und der Revolution von 1918. Um eine Wiederholung dieses vermeintlichen Zusammenbruchs der Heimatfront zu vermeiden, wollten sie die Juden vertreiben oder eliminieren. Die Rassenpolitik blieb darum neben allen macht- und raumpolitischen Eroberungen ein eigenes Kriegsziel und wurde auch dann noch weiter verfolgt, als sich das militärische Blatt längst gewendet hatte.
Mit der Entfesselung des Krieges setzte die Suche nach neuen Möglichkeiten zur Judenverfolgung ein. Zudem bekam das „Judenproblem“ für die Nationalsozialisten eine neue Dimension, denn in Polen lebten 1939 mehr Juden als in jedem anderen europäischen Staat mit Ausnahme der Sowjetunion.
Der Kriegsbeginn bedeutete darum eine Radikalisierung der Judenverfolgung. Schließlich wurde die bislang nur angedrohte „Vernichtung des europäischen Judentums“ zur schrecklichen Wirklichkeit der Massendeportationen und millionenfachen Mordaktionen.
Abhängig waren die weiteren Etappen der Judenverfolgung zwischen 1939 und 1945 von den Kriegsplanungen der Nationalsozialisten sowie vom militärischen Verlauf des Kriegs. Nicht weniger wichtig waren die phasenverschobenen Organisationen, die Formen und Abläufe der Judenverfolgung, ihrer Vertreibung und Vernichtung. Daher lassen sich mit dem Berliner Historiker Ludolf Herbst drei Phasen der Judenpolitik im Krieg deutlich voneinander unterscheiden.

Radikalisierung der Judenverfolgung
Die erste Phase reicht vom Überfall auf Polen im September 1939 bis zum Sieg über Frankreich im Juni 1940. Sie war gekennzeichnet durch die fortgesetzte Emigration der deutschen Juden sowie durch die massenhafte Flucht bzw. Deportation von Juden aus den eingegliederten polnischen Gebieten bzw. aus dem Protektorat Böhmen und Mähren. Die Zahl der in das Generalgouvernement deportierten Juden betrug etwa 90000. Sie wurden in Ghettos gepfercht, von denen das größte im April 1940 in Lodz entstand. Die Idee Heydrichs, im Gebiet um Lublin ein „Judenreservat“ als Vorstufe für eine „territoriale“ Lösung der „Judenfrage“ zu schaffen, wurde bald wieder aufgegeben, da das vorgesehene Gebiet zu klein war. Stattdessen wurden die deportierten Juden nun planlos über das Generalgouvernement verteilt; es wurde aber weiter nach einer abgrenzbaren Region gesucht.
Mit dem Krieg gegen Frankreich ergab sich eine neue Möglichkeit: Die Deportation der europäischen Juden auf die Insel Madagaskar. Die Idee stammte aus dem Auswärtigen Amt und wurde von Adolf Eichmann aus dem Reichssicherheitshauptamt aufgenommen, der die europäischen Juden in Madagaskar unter barbarischen Bedingungen in Sammellagern unter Polizeiaufsicht sich selbst überlassen wollte. Der Madagaskar-Plan - die zweite Phase - beruhte auf alten antisemitischen Vorstellungen und der Annahme, daß allein durch die klimatischen Bedingungen auf der Insel eine schleichende Vernichtung der Juden herbeigeführt würde. Nachdem das französische Kolonialgebiet außerhalb des deutschen Herrschaftsbereichs blieb, wurde dieser Plan aufgegeben.
Gleichzeitig wurden die Zustände in den polnischen Ghettos, wo die zur Abschiebung vorgesehenen Juden leben mußten, immer katastrophaler. Die SS hatte sich schließlich mit den Massendeportationen große Überwachungs- und Versorgungsprobleme geschaffen. Nach Einschätzung von SS-Unterführern galt es daher zu überlegen, „ob es nicht die humanste Lösung ist, die Juden, soweit sie nicht arbeitsfähig sind, durch irgendein schnell wirkendes Mittel zu erledigen“. Die Ghettoisierung mit ihren organisatorischen Folgen hatte ganz offensichtlich die Bereitschaft zum Töten, die verbal in der Judenpolitik schon immer angelegt war, freigesetzt und die Suche nach einer wirksamen Form der Vernichtung beschleunigt.
Eine weitere Verschärfung der Vernichtungsstrategien kam mit der dritten Phase seit Beginn des Rußlandfeldzuges. Durch die Ghettoisierung wurde das Problem der Unterbringung und Versorgung der Deportierten immer größer. Zugleich steigerte die Vorbereitung des Rußlandkrieges in der politischen Führung die Verfolgungs- und Vernichtungsbereitschaft. Parallel zu den verbrecherischen Befehlen für Wehrmacht und Einsatzgruppen liefen auch die Vorbereitungen zum Judenmord.
Die Entscheidung für den Genozid fiel etappenweise zwischen dem Sommer und Herbst 1941. Einen schriftlichen Vernichtungsbefehl Hitlers hat es vermutlich nicht gegeben. Auch der Zeitpunkt der Entscheidung zur Vernichtung ist nicht genau datierbar. Vielmehr wurde schrittweise aus allgemeinen und langfristig angelegten Überlegungen ein umfassendes Programm zum Massenmord, das im Wesentlichen noch vor dem bald erwarteten Kriegsende durchgeführt werden sollte. Im Sommer 1941 erreichte die Vernichtung mit dem Mord an den sowjetischen Juden, die im Zusammenhang mit dem Vorrücken der Einsatzgruppen durchgeführt wurde, eine neue Etappe. Am 31. Juli ließ sich Heydrich von Göring darüber hinaus eine Vollmacht für eine „Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflußgebiet in Europa“ erteilen.
Eine weitere Stufe der Eskalation der Vernichtung fiel in den Herbst 1941. Sie resultierte einmal aus dem Entschluß Hitlers, seit Mitte September 1941 die Juden des gesamten Reichsgebietes möglichst noch im laufenden Jahr in die annektierten polnischen Gebiete und dann weiter nach Osten zu deportieren. Zwischen September und November 1941 wurden ferner mit der Kennzeichnung der deutschen Juden, dem Auswanderungsverbot sowie dem Entzug von Staatsangehörigkeit und restlichem Vermögen weitere administrative Vorbereitungen für die Deportation getroffen. In dieser Zeit zeichnete sich zugleich ab, daß ein Sieg über die Rote Armee vor Winteranfang nicht erreicht werden konnte. Dies beförderte umgekehrt den Entschluß, in den Aufnahmeräumen der Deportationen den Mord an den einheimischen Juden anzuordnen, um auf diese Weise Raum für weitere Deportationen zu schaffen.
Die Statthalter des Regimes vor Ort gingen nun daran, ihren Befehl durch eine wirksamere Tötungsmaschinerie umzusetzen. Patienten von psychiatrischen Anstalten aus dem Warthegau sowie die jüdische Bevölkerung aus den Ghettos von Minsk und Riga wurde bis Ende 1941 mit Hilfe von Gaswagen, in die Auspuffabgase oder Gasflaschen eingeleitet wurden, ermordet oder von Einsatzkommandos erschossen.
Auch im Generalgouvernement begannen die Vorbereitungen für den Massenmord. Als erstes Vernichtungslager wurde im November 1941 Belzec errichtet, es folgten die Lager von Sobibor und Treblinka. Hier wurde der Genozid durch Gas stationär vorbereitet und durchgeführt. Seit Oktober 1941 häuften sich die Aussagen führender Nationalsozialisten, die mit dem Mord an allen Juden drohten, auch als Reaktion auf die sich verändernde Kriegslage. Hitler selbst sprach immer häufiger über die Vernichtung der Ju- den, die er erst am 30. Januar 1939 für den Fall eines neuen Krieges angedroht hatte.
Goebbels griff in einem Artikel für die Zeitschrift „Das Reich“ in aller Öffentlichkeit Hitlers „Prophezeiung“ auf. Er sprach darin von einem „allmählichen Vernichtungsprozeß“, den das Judentum nun erleiden müsse, nachdem es diesen dem deutschen Volk durch die „Anzettelung dieses Krieges“ angedroht hätte. Für den 9. Dezember 1941 lud Heydrich zu einer interministeriellen Konferenz auf Staatssekretärsebene in die Wannsee-Villa nach Berlin ein, um als einzigen Tagesordnungspunkt die „Endlösung der Judenfrage“ zu behandeln. Die Konferenz wurde wegen des Überfalls der Japaner am 7. Dezember auf Pearl Harbor auf den 20. Januar 1942 verschoben.

Wannsee-Konferenz
Worum es bei der „Endlösungs“-Konferenz gehen sollte, wurde aus verschiedenen Äußerungen führender nationalsozialistischer Funktionäre deutlich. Hans Frank, Chef des Generalgouvernements, der an der „Lösung der Judenfrage“ besonders interessiert war, erfuhr aus Berlin, daß ein weiteres Abschieben der Juden nach Osten nicht mehr in Frage käme. Auch die Massenerschießungen von Juden durch die Einsatzgruppen, wie noch im November 1941 in Riga und Minsk geschehen, sollten durch andere Verfahren ersetzt werden. Im Reichssicherheitshauptamt wurde den Dienststellen im Generalgouvernement empfohlen, sie sollten die Juden vor Ort selbst „liquidieren“. Es gehörte zur politischen Mechanik des Regimes, daß nun auch Frank begann, Pläne für die Ermordung der Juden im Generalgouvernement zu entwickeln.
Neben dem Einsatz von Gaswagen, die bereits in der Euthanasie-Aktion sowie bei den Einsatzgruppen erprobt worden waren, sollten andere Formen der Vernichtung gefunden werden, die geeignet waren, den millionenfachen Mord möglichst rasch ins Werk zu setzen. Genauere Festlegungen über die Methoden der Vernichtung gab es auch bei der Wannsee-Konferenz noch nicht. Es ging vielmehr um die Beteiligung und Koordination der Ministerien und Obersten Reichsbehörden bei der Durchführung der „Endlösung“. Heydrich nutzte seine Bestellung durch Göring vom 31. Juli 1941, sich nun zum Beauftragten für die „Gesamtlösung der Judenfrage“ zu erklären und versuchte, die Mitwirkung der Bürokratie bei den weiteren Massendeportationen und den nun anlaufenden Mordaktionen zu sichern.
Seit Oktober oder November 1941 wurde vor Ort die Massenvernichtung durch den Bau stationärer Tötungseinrichtungen neu organisiert und dabei Gas eingesetzt. Die beiden ersten Einrichtungen dieser Art wurden in Chelmno im Warthegau und in Belzec im Distrikt Lublin erbaut. Dort begannen die Nationalsozialisten im März 1942 mit den Mordaktionen. Im April 1942, nachdem bisher nur die polnischen Juden ermordet wurden, fiel die Entscheidung, ab sofort auch die nach Osten deportierten Juden zu ermorden. Die Transporte aus Westeuropa, auch die aus der Slowakei, wurden nun nach Auschwitz dirigiert.
Hier hatte Rudolf Höß im Mai 1940 mit dem Aufbau eines Lagers begonnen, das eine Kombination von Konzentrations- und Vernichtungslager darstellte. Als Höß im November 1943 den Posten eines Kommandanten von Auschwitz aufgab und als Amtschef in das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS in Berlin wechselte, war Auschwitz zum größten Lagerkomplex im deutschen Machtbereich geworden. Er bestand aus drei Teilen, dem Konzentrationslager in Auschwitz (Auschwitz I), später „Stammlager“ genannt, dem Konzentrations- und Vernichtungslager in Birkenau (Auschwitz II) und dem Konzentrations- und Arbeitslager der IG Farben-Industrie in Monowitz (Auschwitz III).
Die Häftlinge mußten teilweise als Sklavenarbeiter auf den Baustellen des Lagers tätig sein, teilweise aber auch in den 38 Arbeitslagern von Auschwitz III. Seit September 1941 wurde im Lager Auschwitz I die Tötung von russischen Kriegsgefangenen mit dem Blausäure-Präparat Zyklon B erprobt. Hier fand im Februar 1942 auch die erste Tötung von Juden mit Zyklon B statt. Im eigentlichen Vernichtungszentrum in Birkenau wurden die deportierten Juden unmittelbar nach ihrer Ankunft mit Hilfe von Giftgas umgebracht, nachdem eine „Selektion“ an der Eisenbahnrampe stattgefunden hatte und dabei die arbeitsfähigen von den sofort zu tötenden Personen getrennt wurden.
Am 17. Juli 1942 traf Himmler zu einer Inspektion in Birkenau ein und ließ sich den gesamten Tötungsvorgang vorführen. Rudolf Höß hat ihn später in der Haft kalt, fast technisch so beschrieben: „Die Juden mußten sich bei dem Bunker ausziehen, es wurde ihnen gesagt, daß sie zur Entlausung in die so bezeichneten Räume gehen müßten. Alle Räume, es handelte sich um fünf, wurden gleichzeitig gefüllt, die gasdicht gemachten Türen zugeschraubt und der Inhalt der Gasbüchsen durch besondere Luken in die Räume geschüttet. Nach Ablauf einer halben Stunde wurden die Türen wieder geöffnet, in jedem Raum waren zwei Türen, die Toten herausgezogen und auf kleinen Feldbahnwagen auf einem Feldbahngleis nach den Gruben gefahren.“
Himmler war zufrieden und befahl den weiteren Ausbau von Birkenau. Daraufhin wurden große Gaskammern mit Krematorien errichtet. Allein in den Gaskammern von Auschwitz II konnten somit pro Tag mehr als 10000 Menschen ermordet werden. Nun wurde in Auschwitz die Vernichtung durch Erschießen und Erschlagen, durch Vergasen, durch die Eingabe von tödlichen Spritzen oder durch medizinische Versuche an lebenden Menschen betrieben, es wurden Menschen durch auszehrende Arbeit, durch Hungerrationen und durch Seuchen getötet. Es war eine Politik, die alle Ansätze der nationalsozialistischen Vernichtungspraxis miteinander kombinierte.

Ausweitung des Massenmordes
Die Beschleunigung und Radikalisierung der Vernichtungspolitik im Frühjahr/Sommer 1942 war auch durch die Kriegslage verursacht. Dahinter stand der Entschluß der nationalsozialistischen Führung, die angestrebte „Endlösung“ im Wesentlichen während des Krieges durchzuführen, wobei durch dessen globale Ausweitung auch der Herrschaftsbereich der rassistischen Politik ausgeweitet wurde. Auch die besetzten und verbündeten Staaten wurden in die „völkische Neuordnungspolitik“, wie die Nationalsozialisten ihre Umsiedlungs- und Vernichtungspolitik nannten, einbezogen und durch die Beteiligung an einem Massenverbrechen ohne Beispiel in die Politik der deutschen Führungsmacht verstrickt. „Die Vernichtungspolitik wurde so zur Klammer der deutschen Besatzungs- und Bündnispolitik“ (Peter Longerich).
Dem rassenbiologischen Vernichtungskrieg gegen die Juden fielen insgesamt wenigstens 5,29 Millionen zum Opfer, wahrscheinlich war ihre Zahl jedoch noch höher und betrug etwa sechs Millionen. Darunter befanden sich 2,7 Millionen polnische Juden, 2,1 Millionen sowjetische, 550000 ungarische, 200000 rumänische, 160000 deutsche, 143000 tschechoslowakische, 102000 niederländische, über 76000 französische, 65000 österreichische, 60000 jugoslawische, über 59000 griechische und über 28000 belgische Juden. Daneben fielen dem Vernichtungswillen der Nationalsozialisten etwa zwei bis drei Millionen Polen nicht-mosaischen Glaubens und wenigstens ebenso viele Russen zum Opfer. Von den insgesamt 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen überlebten 3,3 Millionen die deutsche Gefangenschaft nicht. Schätzungen über die Zahl der Ermordeten Sinti und Roma gehen auf etwa eine halbe Million Menschen.
Der Massenmord an den europäischen Juden geschah in den besetzten Gebieten des Ostens mehr oder weniger öffentlich. Mit der Jahreswende von 1941/42 fand er in einer technisch-bürokratisch organisierten Form als eine Art Gesamtprojekt statt. Viele Beamte der deutschen Besatzungsverwaltungen, Sonderbeauftragte von Parteibehörden sowie Angehörige von Polizei und Wehrmachtseinheiten, Mitarbeiter von Wirtschaftsstäben oder der Reichsbahn waren direkt an dem Prozeß der Deportation, der Ghettoisierung, der Zwangsarbeit und auch des Mordes beteiligt. Darüber hinaus sahen auch zahlreiche Unbeteiligte zu oder kamen später zum Ort der Massaker.
Im Gegensatz zu den Verhältnissen im Reich war der Massenmord an den Juden in den besetzten Gebieten des Ostens durchaus „kein Geheimnis“. Er war die praktische Umsetzung antisemitischer Haßgefühle und Vorurteile in einer bestimmten Situation, in der es an dem Schicksal der Juden und der anderen Verfolgten kein Interesse gab, in der niemand sich für die Opfer einsetzte und in der der Prozeß der Brutalisierung durch den Eroberungskrieg zugleich auch eine Radikalisierung der Verfolgungspraxis mit sich brachte. Es war also eine Vielzahl von Faktoren, die den Weg zum Völkermord öffneten und ihn ins Werk setzten. Das bedeutet, daß es für die Erklärung des Holocausts keine einfache Formel oder Theorie gibt, sondern daß von einem komplizierten Prozeß auszugehen ist. In ihm spielten antisemitische Vorurteile sowie eine ideologische Politik bei den Tätern ebenso eine Rolle wie unreflektierter Gehorsam, Verrohung und Mordgier sowie die Furcht, vor den Kameraden als Feigling dazustehen und eine von allen menschlichen Werten entfernte Ordnungsvorstellung.
Es ist nicht auszuschließen, daß die Dynamik der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik bei einem anderen Kriegsverlauf noch auf andere Opfergruppen übergegriffen hätte. Der menschenverachtende „Generalplan Ost“ ließ erkennen, daß nach der „Lösung der Judenfrage“ die „Lösung der Polenfrage“ gedroht hätte. Dieser Plan, den Himmler am 24. Juni 1941, also zu Beginn des Eroberungs- und Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion, in Auftrag gegeben hatte, sah in seiner zweiten Fassung die Aussiedlung von 31 Millionen Menschen vor. Umgekehrt sollten in den gewaltsam entvölkerten Siedlungsräumen deutsche Aussiedler zusammen mit Volksgruppen angesiedelt werden, die aus rassenbiologischen Gründen zur „Umvolkung“ geeignet wären.


Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright
Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de