Deutsche Geschichten
Vom Schwarzmarkt zur Währungsreform

In den ersten Nachkriegsjahren war die Versorgungslage der deutschen Bevölkerung äußerst angespannt.

Die Nationalsozialisten hatten den Krieg mit Hilfe der Noten-
presse finanziert. Die Folgen der inflationären Geldvermeh-
rung seit 1936 konnten verschleiert werden durch Preis- und Lohnstop, durch Zwangssparen und durch die Rationierung der Konsumgüter bis zum Ende des Krieges. Um so härter wirkte sich aber der 1945 sichtbar werdende Ruin der deutschen Währung aus: Den 300 Milliarden Reichs-
mark, die sich nach Kriegsende in Umlauf befanden, stand kaum ein Warenangebot gegenüber.

Schwarzer Markt

Das staatliche Bewirtschaf-
tungssystem des Dritten Reiches, das von den Alliierten beibehalten wurde, zerbröckel-
te am "Schwarzen Markt". Angesichts der relativen Wertlosigkeit von Geld und Lebensmittelkarten sah sich der "Normalverbraucher" auf Schwarzhändler und Schieber angewiesen, da er auf dem offiziellen Markt des Rationie-
rungssystems das Lebensnot-
wendige nicht erhielt. Deutschland war ein Land mit drei Währungen geworden:
Staatliche Gehälter und Steuern wurden in Reichsmark gezahlt. Seit August 1946 gab es für den Verkehr zwischen alliierten und deutschen Stellen von den Siegermächten

gedrucktes Besatzungsgeld, das nicht in Reichsmark umgewechselt werden konnte. Wichtigstes Zahlungsmittel waren aber Zigaretten, für die man auf dem Schwarzen Markt fast alles erhalten konnte.
Deutschland war damit in den archaischen Zustand der Naturalwirtschaft zurückge-
fallen: Waren konnten nur gegen Waren getauscht werden. Arbeiter waren oft nur drei Tage in der Woche in der Fabrik. An den übrigen Tagen tauschten sie ihren Lohn, der ebenfalls zum Teil aus Waren bestand, gegen Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs ein. "Der größte Teil der Schwarzmarktgeschäfte besteht aus Tauschhandel von Waren aus zweiter Hand, ange-
fangen von alten kostbaren Pelzmänteln bis zu Kochtöpfen und abgelegten Schuhen und Galoschen, gegen Zigaretten, Schokolade, Kartoffeln oder Mehl. In den großen Städten besonders im Westen sind organisierte Tauschmärkte Tag und Nacht geschäftig, auf denen einfach alles gehandelt werden kann, mit Einschluss von Eisenbahnfahrkarten für Fernzüge (für die man Spezialerlaubnis braucht), interzonalen Pässen oder anderen gefälschten Papieren, die zur Erlangung amtlicher Vorteile nützlich sein könnten. Die Menschenmenge in diesen verwüsteten Städten ist ewig auf der Wanderschaft."

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Gesellschaftsprobleme
Die Gesellschaft der Nach- kriegszeit war nicht nur durch den Verlust von Werten charakterisiert, am Ende des zweiten Weltkriegs befanden sich auch mehr als acht Millionen Deutsche als Kriegsgefangene im Gewahrsam der Siegermächte.

Chronologie 1945-1949

Brotverteilung

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