Deutsche Geschichten
Stalingrad
Stalingrad
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Geschichte bietet, deutet auf zwei Gangster, die sich lächelnd, aber hochgerüstet, gegenüber stehen. Längst lief die sowjetische Kriegsmaschinerie auf Touren. Zahlenmäßig war sie dem deutschen Gegner überlegen: nicht nur an Menschen, auch an Material.

Hartnäckige Legende

Märchen von der technisch unvorbereiteten Roten Armee vor dem Krieg halten sich bis in die Gegenwart. Plausibel gemacht haben das die katastrophalen sowjetischen Niederlagen am Anfang des Konflikts. Denn als deutsche Verbände am Morgen des 22. Juni 1941 über die Grenze marschierten, schienen sie leichtes Spiel zu haben.

Karten für Westdeutschland

Reihenweise wurden sowjetische Flugzeuge am Boden zerstört, ihre Basen lagen oft dicht hinter der Front. Treibstofflager - auch sie dicht hinter den vordersten Linien - gerieten unter das Feuer deutscher Geschütze.
An starken Verteidigungsanlagen mangelte es, statt dessen standen mit Material und Truppen vollgestopfte Züge abfahrbereit. Karten gab es sogar für Westdeutschland, für das aktuelle Schlachtfeld fehlten sie bitter.

Kriegsgeschichtler, darunter der Historiker Werner Maser, ziehen den Schluss, die Wehrmacht sei 1941 in die Angriffsaufstellung der Roten Armee gestoßen. Dieser Ansatz ist umstritten, scheint er doch den kriminellen Charakter des Russland-Feldzugs zu relativieren. Doch ein Verbrecher bleibt ein Verbrecher, auch wenn er auf einen anderen Verbrecher trifft!

Dass die Ausrottung ganzer Völker im Osten zu Hitlers Zielen gehörte, daran ändern die Pläne Stalins nichts. Allerdings lassen sie das Mysterium des Russland-Feldzugs, seinen weiteren Verlauf, durchsichtiger werden.
Den Angreifern aus dem Westen stand tatsächlich mehr gegenüber, als die Weite des Raumes. Auf 15.000 schätzte der deutsche General Halder, reichlich überrascht, am 3. Juli die Zahl der russischen Panzer. Noch glaubte er den Krieg dennoch gewonnen. Auf Dauer aber musste die Überlegenheit der russischen Seite zur Wirkung kommen.
Vor Moskau, im Winter 1941/42, blieben die Angreifer stecken, Leningrad hielt stand, die Wolga blieb in weiter Ferne.
Lange Fronten, schlecht gesichert gegen Durchbrüche, hatten sie zu besetzen. Hitler, zur Bildung von Schwerpunkten gezwungen, verlagerte den Angriff im Frühjahr 1942 nach Süden: Von zwei Offensiven, eine zum Kaukasus und eine über den Don Richtung Wolga, erhoffte er sich den Sieg.

Russischer Winter

Als der Sommer vorüber war, stand man im Steppenland jenseits des Don. Rasch sollte der Weg zum Erdöl von Baku aufgetan werden. Hitlers Werkzeug war die 6. Armee. Das alte Zarizyn, nun Stalingrad, die Stadt mit dem Namen des russischen Führers, lag in Reichweite dieses schlagkräftigen Verbands.

Drama an der Wolga

Mit der 6. Armee könne er den Himmel stürmen, hatte Hitler einst gesagt. Was wohl als Kompliment gedacht war für diese Elite- Formation der Wehrmacht, wandelte sich im Spätsommer 1942 zum Zeichen immer krasser werdenden Größenwahns. Die Hybris begleitete intellektueller Verfall: Überschätzen der eigenen Möglichkeiten, verschlossene Augen gegenüber der wachsenden Stärke des Gegners. Weil die Generale zunehmend zweifelten, übernahm der "Führer" persönlich das Kommando über jene Heeresgruppe, die den Angriff durch Südrussland zur Wolga trug.

Militärisch ohne Sinn

Bald darauf hatten immer größere Teile der 6. Armee Stalingrad erreicht. Zwar war der Verkehr auf der Wolga längst an anderer Stelle unterbrochen, dennoch: Die aus der Luft fast zerstörte und militärisch beinahe bedeutungslose Stadt musste fallen. Sie war Prestigeobjekt, stand für die bolschewistische Idee schlechthin - zumal Stalin ihre Verteidigung bis zum Äußersten befahl.

Schlag im Schneesturm

Also Angriff, blutiger Kampf um Ruinen, wenn auch die Verluste der deutschen Verbände zeitweilig bis auf drei Viertel ihrer Sollstärke stiegen. Generaloberst Paulus´ Armee bohrte sich in die Trümmerlandschaft hinein, eroberte schließlich, im Laufe des Oktober, ihr Zentrum. Dann aber blieb alles stecken.
Am 19. November 1942 wütete ein Schneesturm. Gedeckt durch das Toben der Elemente traten zwei sowjetische Heeres- Gruppen zur sorgsam vorbereiteten Gegenoffensive an.
Nachdem mit Hitlerdeutschland verbündete schwache rumänische Verbände an den Flanken überrannt worden waren, nahmen die Sowjets rund 280.000 Wehrmachtsoldaten zwischen Wolga und Don in die Zange. Die 6. Armee saß im Kessel.

"Ich bleibe an der Wolga," hieß die bündige Antwort Hitlers auf alle Bitten des deutschen Armeebefehlshabers um Erlaubnis für Ausbruch und Rückzug. Der "Führer" sonnte sich in dem makabren Gefühl, Regie in einem Heldendrama zu führen, erwähnte den Tod der Nibelungen an König Etzels Hof. Ende Januar 1943 - die Lage der Eingeschlossenen war inzwischen aussichtslos - erging das Verbot jedes Gedankens an Kapitulation: "Die Armee hält ihre Position bis zum letzten Soldaten und zur letzten Patrone..." Hilfe aus der Luft blieb schwach und kam zu spät.
Den wenigen der verbliebenen ungefähr Hunderttausend Deutschen in Stalingrad, die

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