Deutsche Geschichten
Die 68er-Bewegung und ihre Folgen
Die 68er-Bewegung und ihre Folgen
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2. Juni 1967

Der 2. Juni 1967 gilt als der Beginn der deutschen 68er-Studentenbewegung: An diesem Tag wurde der Germanistik-
student Benno Ohnesorg bei einer Demonstration gegen den Besuch des persischen Schah in Berlin von einem
Polizisten erschossen.

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Zeitzeugenbericht: Studentenrevolte in Berlin

Organisiert wurde die Demonstration vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) und richtete sich gegen den Schah von Persien, der an diesem Abend als Staatsbe-sucher die Berliner Deutsche Oper besuchte. Der vom Westen unterstützte Schah war bereits damals dafür bekannt, jedes Mittel zu ergreifen, um seine Herrschaft zu stabilisieren. Mord und Verhaftung waren im Iran allgegenwärtig. Der Tod des 26-Jährigen Studenten Benno Ohnesorg aus Hannover radikalisierte die Studenten, die damals noch mit Schlips und Jackett auf die Straße gingen, rapide. Aus dem anfänglichen Protest einer Minderheit gegen den Vietnam-Krieg und die Bonner Notstandsgesetze wurde eine Massenbewegung, die sich schon bald als außerparlamentarische Opposition (APO) verstand, die außerhalb des Parlaments stattfindet, weil sie entweder in den im Parlament vertretenen oder sonstigen Parteien (noch) kein Sprachrohr hat, oder auch gar nicht haben will. Wortführer und geistiger Anführer der 1966 von Studenten, Intellektuellen und Künstlern gegründeten Außerparlamentarischen Opposition war Rudi Dutschke, der in Aufsehen erregenden Protestaktionen die einzige Möglichkeit sah, etwas an der politischen Lage zu verändern: "Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen".

Rudi Dutschke

Terrorismus

Aus einem kleinen Teil der studentischen Protestbewegung hatte sich nach 1968 eine terroristische Gruppierung unter dem Namen »Rote-Armee-Fraktion« (RAF) gebildet, die nach den Namen zweier ihrer Anführer auch Baader-Meinhof-Gruppe genannt wurde. Mit Brandanschlägen auf Kaufhäuser hatte es 1968 begonnen, später folgte eine Serie von Bombenanschlägen, vorwiegend gegen Einrichtungen der Polizei oder der amerikanischen Armee. Die terroristischen Aktivitäten der RAF standen anfangs noch unter einer Sozialrevolutionären Zielsetzung, während sie später vor allem der Freipressung inhaftierter Terroristen dienten und schließlich in Gewaltausübung um der Gewalt willen übergingen. Die Terroristen arbeiteten aus dem Untergrund, sie hatten anfänglich mithilfe von Sympathisanten ein Netz von Stützpunkten aufgebaut. Durch Banküberfälle verschafften sie sich Geldmittel, durch Einbrüche in Behörden erbeuteten sie Blankoausweise und Stempel für die Anfertigung von falschen Pässen. Am l. Juni 1972 gelang der Polizei in Frankfurt am Main die Festnahme der führenden RAF -Mitglieder.

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Chronik der RAF

Doch diese führten in der Haft ihren Kampf gegen die westdeutsche Gesellschaft fort. Sie riefen zu neuen terroristischen Aktionen auf und setzten das Mittel des Hungerstreiks ein. Der Häftling Holger Meins starb an den Folgen des Hungerstreiks trotz Zwangsernährung. Einen Tag später, am 10. November 1974, ermordeten RAF- Mitglieder den Berliner Kammergerichtspräsidenten Günther von Drenkmann. Mit der Entführung des Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz am 27. Februar 1975 erpresste ein Terrorkom-
mando der »Bewegung 2. Juni«, dass fünf inhaftierte Gesinnungsgenossen nach Südjemen ausgeflogen wurden. Der von Bundeskanzler Schmidt geleitete Krisenstab hatte beschlossen, zur Rettung eines Menschenlebens rechtsstaatliche Grundsätze auszusetzen und den Terroristen nachzugeben. Eine weitere Demütigung des Staates wollte die Bundesregierung nicht hinnehmen, sie war aber auch bemüht, nicht durch Überreaktion

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