1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
2. Weltkrieg
 

Behandlung der Opfer
Der sich verschärfende Mangel an Arbeitskräften wirkte sich auch auf die Menschenvernichtung aus. Suchten die Wirtschaftsbürokratie und Wirtschaftsämter der SS sowie der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz nach immer neuen Arbeitssklaven für die Rüstungsindustrie, so wurden gleichzeitig Millionen von Menschen in den Tod geschickt. Im Widerstreit der verschiedenen SS-Ämter, die für die Konzentrationslager zuständig waren, kam der zutiefst unmenschliche Konflikt über die Behandlung der Häftlinge zum Ausdruck. KZ-Häftlinge konnten als äußerst billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden, was eine Vernichtung durch Arbeit nicht ausschloß. Sie konnten aber auch entsprechend den Zielen des Reichssicherheitshauptamtes sofort nach der Selektion an der Rampe getötet werden. Für den wirtschaftlichen Bereich der Konzentrationslager war das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt zuständig, das an einer Ausweitung der Konzentrationslager und einer Ausbeutung der Häftlinge für die Rüstungswirtschaft interessiert war, aber genau so auch an ihren mitgeführten Habseligkeiten.
Der zunehmende Ersatz von Zivilarbeitern im Reich durch jüdische Häftlinge hätte allerdings eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen erfordert. Dem aber widersetzten sich die Ideologen im Reichssicherheitshauptamt, die auf Vernichtung fixiert waren. So erfolgte der Häftlingseinsatz nur ansatzweise und vorübergehend und der Versuch, das KZ-System in die Kriegswirtschaft einzugliedern, bedeutete für die Opfer in der Regel nur, daß Terror und Vernichtung nun durch Arbeit geschahen.
Auch die Rüstungsindustrie, die mit dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS zusammenarbeitete, hat sich für eine Linderung des Schicksals der Häftlinge kaum eingesetzt bzw. nur wenig bewirkt. Die Mehrzahl der zum Arbeitseinsatz abkommandierten Häftlinge wurde in der Großindustrie beschäftigt und in zahlreichen Außenlagern in der Nähe der Werke untergebracht. Das geschah sowohl in den besetzten Ostgebieten als auch innerhalb des Reiches. Die Möglichkeiten, die die Firmen zur Verbesserung von Ernährung, Kleidung und Unterbringung hatten, wurden nur selten zugunsten der Häftlinge genutzt. Es herrschte vielmehr eine „betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung“ (Ludolf Herbst) vor, welche auch das Verhalten gegenüber den Zwangsarbeitern von Überlegungen der Rentabilität abhängig machte. So wurde von den Verantwortlichen in den Betrieben, die KZ-Häftlinge beschäftigten, wie etwa in Auschwitz - Monowitz, billigend in Kauf genommen, daß die Häftlinge nach einer Arbeitszeit von einigen Monaten völlig verausgabt waren und schließlich durch Gas getötet wurden.


Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright
Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de


 
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