1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Opposition in der DDR
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Kleine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Die beim Besuch Honeckers in der Bundesrepublik erneut bekräftigte Hoffnung der DDR-Spitze, dass ihr Bemühen um internationale Anerkennung letztlich auch zu einer Stabilisierung der politischen Verhältnisse in Mitteleuropa führen werde, erwies sich bald als Illusion.
Autor: Manfred Görtemaker
ISBN: 3893314563

Buchauszug
Als ungarische Soldaten am 2. Mai 1989 nahe der Ortschaft Köszeg mit dem Abbau der elektronischen Sicherungsanlagen und des Stacheldrahtverhaus an der Grenze zu Österreich begannen, war zum ersten Mal seit 1945 das Prinzip des «Eisernen Vorhangs» in Frage gestellt. Schon jetzt - nicht erst am 9. November - war die Grenze zum Westen offen. Obwohl man, wie Günter Schabowski später berichtete, im SED-Politbüro durchaus ahnte, welche Sprengkraft in dem Vorgang lag, zog man es vor, sich selbst zu beschwichtigen. «Erschrocken und hilflos» habe man beobachtet, «wie der sozialistische Block in die Brüche ging». Die Flüchtlingszahlen stiegen dramatisch an. Aus dem Rinnsal wurde ein Strom. Dennoch hielt die SED-Führung an ihrem starren Kurs fest, wie sowohl ihre Manipulation der Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989 als auch die demonstrative Unterstützung der chinesischen Regierung nach dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz in Peking am 4. Juni 1989 zeigten. Während die Wahlresultate die weiterhin bestehende Zustimmung der Bevölkerung zum SED-Regime unterstreichen sollten, war der Schulterschluss mit den repressiven Kräften in China ein Signal an innenpolitische Gegner, nicht durch unbedachten Reformeifer «chinesische Verhältnisse» heraufzubeschwören. Doch diesmal war die Bevölkerung nicht mehr einzuschüchtern. Ermutigt durch die Vorbilder in Polen, Ungarn und auch der Sowjetunion, reagierte sie mit offen geäußerter Entrüstung und Protest. Gerüchte, dass die Regierung die Wahldokumente gefälscht hatte, um die erwünschten Ergebnisse zu erhalten, machten die Runde. Oppositionsgruppen gingen daran, die Manipulationen aufzudecken. Staatssicherheitsminister Mielke wurde nach eigenen Angaben mit Berichten über «Aktivitäten feindlicher, oppositioneller und anderer negativer Kräfte» bombardiert, die versuchten, über eine angebliche Fälschung der Wahlergebnisse» zu erbringen, und wies deshalb die Sicherheitsorgane an, jeden Bürger, der sich über die Inkorrektheit des Wahlverfahrens beschwere, darüber zu informieren, dass «keine Anhaltspunkte für den Verdacht einer Straftat vorliegen». In Wirklichkeit waren die Manipulationen vom 7. Mai kaum gravierender als bei früheren Wahlen in der DDR.
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