Deutsche Geschichten
Die Mauer und ihre Folgen
Die Mauer und ihre Folgen
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Harter Kurs
Am 11. Oktober 1965 berieten in Abwesenheit Walter Ulbrichts das ZK-Sekretariat und weitere Spitzenfunktionäre unter Leitung des damaligen Sekretärs für Sicherheitsfragen des ZK der SED Erich Honecker über aktuelle Probleme der Jugendarbeit. Die Versammelten kamen zu dem Schluss, dass "Entstellungen der Jugendpolitik der Partei" korrigiert werden müssten.

Mit den kulturpolitischen Beschlüssen des 11. Plenums unterstrich die SED-Spitze ihren Anspruch auf das Machtmonopol in der DDR. Zugleich sorgte sie dafür, dass die Wirtschafts-
reform von einer "Reform des ganzen Volkes" - so der Anspruch 1963 - zu einer Reform wurde, an der nur noch die Führungskader der Wirtschaft und des zentralen Partei- und Regierungsapparats beteiligt waren.

Bildungspolitik
Am 25. Februar 1965 folgte das Gesetz über das "einheitliche sozialistische Bildungssystem". In seinen Auswirkungen für den Alltag und den Lebensweg der DDR-Jugendlichen war dieses Gesetz von großer Bedeutung, denn es legte Inhalt und Organisation des DDR-Bildungswesens bis zum Ende der DDR fest.

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Videobeitrag
Anfangszeit der FDJ: Grundrechte der Jugend?

Der VII. Parteitag der SED (17. bis 22. April 1967) verkündete schließlich den Übergang vom Neuen Ökonomischen System der Pla-
nung und Leitung zum Ökonomischen System des Sozialismus (ÖSS) und das Konzept der "strukturbestimmenden Aufgaben". Das ÖSS brachte weitere Fortschritte in der Entwicklung eines flexiblen Preissystems. Die Betriebe erhielten größere Entscheidungsbefugnisse.

Auch im ÖSS wurde der Abbau der Planaufla-
gen fortgesetzt. Im Widerspruch dazu aber stand die Einführung der "strukturbestimmen-
den Aufgaben". Investitionen und der Bau neuer Anlagen sollten sich nunmehr auf einige "Fortschrittsindustrien" konzentrieren, wie die

Elektrotechnik und den Werkzeugmaschinen-
bau. Für diese Schwerpunktprogramme galten wieder umfassende Plankennziffern. Die forcierte Förderung dieser Sektoren sollte die Leistungen der DDR-Industrie auf Weltniveau bringen und den Stand der Bundesrepublik erreichen. Vor allem im Bereich der Automati-
sierung hatte die DDR-Industrie einen großen Nachholbedarf. Unter dem Motto "Überholen ohne einzuholen" sollte dieser Rückstand so schnell wie möglich beseitigt werden.
In seinen ersten Jahren hatte das NÖS positive Auswirkungen auf die Entwicklung der DDR-Wirtschaft, vor allem auf die Industrieproduk-
tion. Das Fernziel, den Westen einzuholen, oder gar zu überholen, hat es - auch in seinen Abwandlungen - jedoch nie auch nur annähernd erreicht. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum verlief recht stetig: Zwischen 1960 und 1969 stieg das Bruttosozialprodukt in der DDR jährlich um durchschnittlich knapp fünf Prozent. Angesichts der forcierten Förderung der industriellen Schwerpunktbereiche sagen diese Zahlen allerdings noch nichts über den Lebensstandard der Bevölkerung aus. Dass sich auch dieser verbesserte, lässt sich aus der Versorgung mit langlebigen Konsumgütern erkennen.
Die Löhne stiegen zwischen 1960 und 1970 langsam an: Lag der durchschnittliche Bruttolohn je Arbeitnehmer 1960 bei 501 Mark monatlich, so war er 1965 auf 552 Mark und 1970 auf 647 Mark gestiegen. Höhe und Kauf-
kraft der Einkommen blieben zwar hinter denen in der Bundesrepublik zurück, doch die staatliche Subventionierung der Grundnah-
rungsmittel und der Mieten garantierte eine auskömmliche Sicherheit. Das Auftreten von Versorgungsengpässen vor allem bei hochwer-
tigen Lebensmitteln und Konsumgütern konnte jedoch nie beseitigt werden. Vernachlässigt wurde in den sechziger Jahren der Wohnungs-
bau. Die niedrigen Mieten trugen mit dazu bei, dass der vorhandene Bestand an Wohnungen wenig gepflegt wurde. Im Vergleich zu den fünfziger Jahren war die DDR-Bevölkerung wirtschaftlich und sozial besser versorgt. Im Vergleich zum Lebensstandard der Bundesrepublik blieb freilich ein Rückstand, der sich im Lauf der sechziger Jahre vergrößerte und von den DDR-Bürgerinnen und -Bürgern auch so wahrgenommen wurde. Das galt vor allem für die Qualität der Konsumgüter, die nie "Westniveau" erreichte. Verglichen mit den übrigen Ländern des RGW verlief die Entwicklung der DDR-Wirtschaft in den sechziger Jahren eindeutig positiv. Die DDR stieg zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht des RGW nach der Sowjetunion auf. Der Abschluss eines langfristigen Handelsabkom-
mens am 3. Dezember 1965 festigte die Stellung der DDR als größter Außenhandels-
partnerin der Sowjetunion, was allerdings auch eine gewisse Abhängigkeit einschloss. Im Hin-
blick auf Pro-Kopf-Einkommen und Lebens-
standard stand sie in diesen Jahren vor oder neben der »SSR an der Spitze der RGW-Länder, gefolgt von Ungarn, während Polen, Rumänien, Bulgarien und auch die UdSSR dieser Spitzengruppe erheblich hinterher-
hinkten.

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