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Weltkrieg/Mobilmachung
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Attentat von Sarajewo

In die über ganz Europa lastende gewitter-
schwüle Atmosphäre, die seit den Balkankriegen durch lautstarke, kriegerische Töne anschlagende Pressekampagnen entstanden war, platzten am 28. Juni 1914 die Schüsse eines serbischen Freischärlers, die in Sarajewo den österreichischen Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Frau töteten.

Franz Ferdinand
- Erzherzog von Österreich

Politische Attentate auf führende Staatsmänner und gekrönte Häupter waren in dieser Zeit nichts Außergewöhnliches. Dieser Mord aber besaß eine besondere Brisanz, denn er brachte die zwischen dem Kaiserstaat und Serbien als dem Förderer der südslawischen Freiheitsbewegung entstandenen Spannungen zur Entladung und bedrohte damit die Donaumonarchie in ihrer Existenz. Hinter dem Attentäter stand eine slawische Geheim-
organisation, deren Kommandostelle in Serbien vermutet wurde. Erzherzog Franz Ferdinand war für die Gleichberechtigung der slawischen Völker im Habsburgerreich entsprechend dem Ausgleich mit Ungarn eingetreten. Hätte er nach seiner Thronbestei-
gung diese föderalistischen Pläne durchge-
setzt, wäre den panslawistischen Freiheitsbe-
strebungen die Grundlage für ihre Agitation entzogen worden. Nach der Ermordung des Thronfolgers lag die Initiative zunächst in Wien, wo eine Kriegspartei unter dem Generalstabschef Franz Graf Conrad von Hötzendorf auf einen raschen Schlag gegen Serbien drängte. Dazu benötigte man aber die deutsche Rückendeckung gegen Russland, die die deutsche Reichsregierung dem Bündnis-
partner ohne Zögern bei dem für notwendig gehaltenen sofortigen und energischen Vorgehen gegen Serbien zusagte. Man ging in Berlin davon aus, dass mit einem schnellen Vergeltungsschlag gegen die in Serbien vermuteten Urheber der Verschwörung der Konflikt lokalisiert und der Ausbruch eines europäischen Krieges vermieden werden könnte. Bei energischer Unterstützung Österreich-Ungarns, so kalkulierte man in Berlin, würde Russland seinen serbischen Verbündeten nicht zu Hilfe kommen, andernfalls, so glaubte man, würden Großbritannien und Frankreich nicht wegen Serbien Krieg fuhren, sondern Russland im

Zaum halten. Die Einbindung der einzelnen europäischen Großmächte in die beiden sich seit langem feindlich gegenüberstehenden Bündnissysteme führte dann aber in der Julikrise folgerichtig in den 1. Weltkrieg, nachdem Deutschland dem österreichischen Verbündeten freie Hand gegen Serbien gegeben hatte.

Julikrise 1914/ Kriegsbeginn

Österreich-Ungarn war entschlossen, die Ermordung seines Thronfolgers, des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Frau, im Attentat von Sarajewo am 28. Juni 1914 schon aus Prestigegründen mit einem sofortigen, energischen Vorgehen gegen Serbien, in dessen Militär- und Geheimdienst-
kreisen man die Rädelsführer vermutete, zu ahnden. Kaiser Wilhelm II. und die Reichsre-
gierung sagten am 6. Juli der österreichischen Regierung ihre volle Unterstützung zu.

Wilhelm II. - Deutscher Kaiser und König von Preußen

Diese Zusage ist als Ausstellung eines »Blankoschecks« bezeichnet und später heftig kritisiert worden.

In Berlin glaubte man aber, mit einer raschen Aktion gegen Serbien könnten vollendete Tatsachen geschaffen werden und so der Konflikt lokalisiert bleiben. Man wollte im Prinzip einen größeren Krieg vermeiden, schloss ihn aber auch nicht von vornherein aus. Der Kaiser begab sich traditionsgemäß auf seine Nordlandreise, ebenso gingen die Verantwortlichen in Urlaub oder zur Kur. Die Presse erhielt Anweisung, nicht die Gefahr möglicher kriegerischer Verwicklungen herauszustellen. Das österreichische Ultimatum wurde wegen der Anwesenheit Poincarés in Petersburg erst am 23. Juli in Belgrad übergeben. Dies war ein unnötiger Zeitverlust, doch war man in Wien unschlüssig, wie man sich verhalten solle, und hatte sich erst auf mehrfaches Drängen der deutschen Reichsregierung zu einer Aktion gegen Serbien entschlossen. Das auf 48 Stunden befristete österreichische Ultimatum stellte teilweise fast unannehmbare Forderungen; es verlangte die rigorose Strafverfolgung der Verschwörer, auch aller Hintermänner, und die Teilnahme österreichischer Dienststellen an den Nachforschungen. In Wien rechnete man mit

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