Deutsche Geschichten
Widerstand
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Parteien – Organisationen

Die ideologische Gegenposition, aber auch parteipolitische Konkurrenz waren die treibenden Kräfte beim Kampf der Arbeiterbewegung gegen Hitlers NSDAP vor deren Machtübernahme. Allerdings waren viele Kräfte der Arbeiterbewegung im Kampf gegeneinander gebunden. Die KPD verunglimpfte die Sozialdemokraten als "Sozialfaschisten" und scheute auch nicht davor zurück, sich gelegentlich mit der NSDAP gegen die SPD und andere Parteien zu verbünden.

Die kommunistische Partei
Als einzige große Organisation bereitete sich die KPD frühzeitig auf die Fortsetzung ihres Kampfes gegen die NSDAP vor ...

Die SPD hingegen wollte absolut nichts mit den moskauhörigen Kommunisten zu tun haben. Die NSDAP als gemeinsamer Gegner war der Nutznießer. Die Feindschaft der KPD zum parlamentarisch-demokratischen System schloss die Sozialdemokraten zwangsläufig ein. Diese wiederum waren durch ihren strikten Legalitätskurs auch angesichts regierungsamtlicher Verfassungsbrüche wie dem "Papenstreich" gegen die Preußische Regierung am 20. Juli 1932 an wirksamen Widerstandsaktionen (einem Generalstreik etwa) gehindert. Die Führung der SPD war nicht bereit, den Boden des verfassungsmäßig Erlaubten zu verlassen oder auch nur den Anschein davon zu erwecken, bis es zu spät war, weil die Feinde der Verfassung Recht und Gesetz zerstört hatten.

Der erste nationalsozialistische Wahlerfolg im Herbst 1930 führte zur Wiederbelebung des 1924 als Selbstschutzorganisation der demokratischen Linken gegründeten politischen Kampfverbands "Reichsbanner Schwarz Rot Gold". Ziel des Verbandes war die Verteidigung von Republik und Verfassung durch Propaganda und entschiedenes, organisiertes Auftreten gegenüber rechten Extremisten. Aufmärsche und Kundgebungen bei denen Stärke gezeigt wurde, waren die Mittel, mit denen gekämpft wurde. Offiziell überparteilich war die Organisation fast ganz von der SPD getragen; sie stellte vier Fünftel der rund drei Millionen Mitglieder, die mit der SA, dem Bund der Frontsoldaten "Stahlhelm" und anderen "Parteiarmeen" um die Herrschaft auf der Strasse rangen. Gründer und Bundesvorsitzender bis 1932 war der Magdeburger Oberbürgermeister Otto Hörsing, dem Karl Höltermann, ein sozialdemokratischer Journalist folgte. Die eigentliche "Truppe" des Reichsbanners bildeten die eine Woche nach der Reichstagswahl gegründeten "Schutzformationen (Schufo)" mit annähernd 400000 Mitgliedern, die sich aktiv an den bürgerkriegsartigen Kämpfen in der Endphase der Weimarer Republik beteiligten. Sie traten zur Verteidigung der Demokratie gegen Extremisten und Terroristen von rechts und

links an. Nach dem "Papenstreich" verfiel auch das Reichsbanner zunehmend in Resignation. Gegen die Koalition der bürgerlichen Rechten mit Hitler war im Dezember 1931 die "Eiserne Front" als "Wall von Menschenleibern gegen die faschistische Gefahr" gegründet worden. Geführt von Höltermann sollten sich die Kräfte von SPD, Freien Gewerkschaften, Reichsbanner und Arbeitersportlern in einem republikanischen Bündnis vereinigen. Es schlossen sich nur noch Organisationen der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (die sich seit 1930 Staatspartei nannte) an. Den Kern der "Eisernen Front" bildeten die Einheiten der Schufo. Entschlusslosigkeit der Führung verhinderten Aktionen des Reichsbanners bzw. der "Eisernen Front" gegen die Machtübernahme Hitlers. Solche Widerstandsaktionen waren bis ins Frühjahr 1933 hinein von vielen Mitgliedern gefordert worden, die kein Verständnis dafür hatten, dass sie nicht mit einem Generalstreik oder ähnlichen Aktionen für die Republik kämpfen durften. Ihre Führung scheute den Vorwurf ungesetzlicher Handlungen mehr als alles andere. Allerdings zögerte sie nicht nur aus Legalitätsdenken, sondern auch wegen des Blutvergießens, das unvermeidlich gewesen wäre beim Zusammenstoss mit der SA und anderen rechten Bürgerkriegstruppen.
In der SPD gab es eine Gruppe junger Reichstagsabgeordneter, die der Parteiführung kritisch gegenüberstanden und kämpferischer für die Verteidigung der Republik eintraten. Sie wurden "Militante Sozialisten" genannt; zu ihnen gehörten u. a. Carlo Mierendorff, Theodor Haubauch und Kurt Schumacher, der nach 1945 Vorsitzender der Partei wurde. Nach einer Attacke auf Goebbels und die NSDAP in einer Reichstagsrede am 23. Februar 1932 war Schumacher schlagartig bekannt geworden. Er vermehrte aber auch um ein beträchtliches den Zorn der Nationalsozialisten, den er sich schon als württembergischer Reichsbannerführer zugezogen hatte. Fast die ganze Zeit der NS-Herrschaft war er deshalb in KZ-Haft. Im Reichstag hatte er im Februar 1932 der NSDAP entgegengeschleudert, das deutsche Volk werde Jahrzehnte brauchen, "um wieder moralisch und intellektuell von den Wunden zu gesunden, die ihm diese Art Agitation geschlagen hat".
Seine vollkommene Verachtung fasste er in den Worten zusammen: "Wenn wir irgend etwas beim Nationalsozialismus anerkennen, dann ist es die Tatsache, dass ihm zum erstenmal in der deutschen Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist."; Aber gleichweit entfernt war seine Position von den Kommunisten. Er hatte sie Ende März 1930 in einem Referat bei der Württembergischen Gaukonferenz des "Reichsbanners Schwarz Rot Gold" "rotlackierte Doppelausgaben der Nationalsozialisten" genannt und verkündet: "Beiden ist gemeinsam der Hass gegen die Demokratie und Vorliebe für die Gewalt."

Die Sozialdemokratie

Die SPD war bis 1932 die stärkste, dann nach den sensationellen Erfolgen der NSDAP die zweitstärkste und vor allem die am besten organisierte Partei in Deutschland. Auch angesichts der Exzesse nach Hitlers Machtübernahme war sie entschlossen, den Weg der Legalität keinen Finger breit zu

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